Hegel ist einer der umstrittensten Denker der abendländischen Geschichte. Theologisch gilt er als Wegbereiter eines unpersönlichen Pantheismus, politisch als Vertreter eines eurozentrischen Imperialismus.
Kaum jedoch wird das visionäre Potential Hegels sichtbar, welches sich in dem Ringen um ein vertieftes Freiheitsbewusstsein und in den Fragen der Anerkennung und der gesellschaftlichen Versöhnung geltend macht. Namentlich in der »Phänomenologie des Geistes« legt Hegel den Grundstein für eine Sicht der Gemeinschaft, in der der Verletzbarkeit des Menschen ebenso Rechnung getragen wird wie seinem transzendenten Bezug. Darin leuchtet eine Philosophie auf, die bis heute ein reichhaltiges Potential für kulturelle und religiöse Analysen besitzt und den machtkritischen Gestus der Moderne kritisch weiterzuführen vermag.
Der Vortrag wird grundlegende Denkfiguren und gesellschaftspolitische Visionen im Ausgang Hegels vorstellen sowie die Gottesfrage skizzieren, wie sie von Hegel her jenseits klassischer Festschreibungen (Theismus, Atheismus, Pantheismus) verstanden werden kann.

Referent:
Prof. DDr. Kurt Appel, Professor für Theologische Grundlagenforschung (Fundamentaltheologie) am Institut für Systematische Theologie und Ethik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien; Sprecher der Forschungsplattform »Religion and Transformation in Contemporary European Society« (Universität Wien)

Teilnahmebeitrag (Abendkasse): 3 €