-
(v.l.) : Dr. Walter Vosberg, Dr. Klaus Weimer, Apl. Prof. Dr. Stefanie Lieb, Akademiedirektor Prälat Dr. Peter Klasvogt und Professor Dr. Thomas Sternberg. Foto: Michael Bodin / Erzbistum Paderborn
-
Professor Dr. Thomas Sternberg sprach beim Jahresempfang 2022 zum Thema „Verlorene Nähe - Über die natürliche Nachbarschaft von Religion und Kunst“. Foto: Michael Bodin / Erzbistum Paderborn
Schwerte (pdp).
»Eine Leiter, die aus dem Elend hinausführt und umgekehrt hineinwirkt in unsere Welt«, präsentierte Akademiedirektor Prälat Dr. Peter Klasvogt die Arbeit von Billi Thanner. Die 1972 in Wien geborene Aktionskünstlerin sollte ihr Werk zunächst selbst auf dem Jahresempfang der Katholischen Akademie Schwerte vorstellen, war aber krankheitsbedingt verhindert.
Verlorene Nähe
Den thematischen Schwerpunkt des Treffens der Freundinnen und Freunde der Akademie des Erzbistums Paderborn bildete der Festvortag »Verlorene Nähe - Über die natürliche Nachbarschaft von Religion und Kunst« von Professor Dr. Thomas Sternberg. Der heutige Präsident der Kunststiftung NRW ist vielen noch bekannt als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (bis 2021) und Direktor der Katholisch-Sozialen Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster (bis 2016). In seinem Vortrag beschrieb er anhand der Personen verschiedener Päpste das wechselhafte Verhältnis von Kirche und Kunst. »Ab 1850 zerbrach die Nähe von Kunst und Kirche«, erläuterte Thomas Sternberg. Kunst in der Kirche habe dann, von Ausnahmen abgesehen, bis in das 20. Jahrhundert vor allem der Illustration gedient. Beispielsweise sei erst 1973 abstrakte Kunst in die Vatikanischen Museen aufgenommen worden. Andererseits hätte die kunstinteressierte Öffentlichkeit aber auch »großartige Glaskunst« in den Kirchen als »Auftragskunst« verkannt. Erst in jüngster Zeit gebe es wieder Annäherungen.
»Es gibt eine Chance, Kunst und Theologie intensiver ins Gespräch zu bringen«, erklärte Thomas Sternberg. Dazu dürfe ästhetisches Empfinden nicht als Konkurrenz zum religiösen Empfinden betrachtet werden: »Was ist schlimm daran, wenn Menschen eine Kirche nur wegen der Kunst besuchen - kann nicht der ästhetische Zugang auch ein erster zum Glauben sein«, gab er zu bedenken.
Weg zu Gott
Dazu passte, dass das von Apl. Prof. Dr. Stefanie Lieb, Studienleiterin an der Katholischen Akademie Schwerte, vorgestellte Kunstprojekt »Himmelsleiter« nicht nur vor Ort unübersehbar ist, sondern sowohl in den klassischen als auch in den sozialen Medien eine breite Beachtung erfährt. Die gelb leuchtende Leiter aus zwei Teilen, einem 12 Meter hohen Teil im Innenraum der Kirche und einem 36 Meter hohen Teil außen am Kirchturm hat die biblische Geschichte »Jakobs Traum von der Himmelsleiter« (Gen. 28, 10-22) zum Hintergrund. Die Künstlerin Billi Thanner erklärt dazu in einer von Stefanie Lieb präsentierten Aussage: »Ich stelle mich sogar bewusst in diese Tradition der christlichen Spiritualität: Meine Installation soll auch den persönlichen Weg des Menschen zu Gott darstellen. Dieser Weg in den Himmel führt über die Stufen der Tugenden.«
Der nächste Jahresempfang der Katholischen Akademie Schwerte ist bereits am 14. Januar 2023 geplant, dann wieder, wie zuletzt vor der Corona-Pandemie, als »Dreikönigsempfang«. Zum neuen Vorsitzenden der Gesellschaft zur Förderung der Katholischen Akademie Schwerte e.V. wurde inzwischen Dr. Klaus Weimer gewählt. Er löst nach zwölf Jahren Dr. Walter Vosberg in dieser Funktion ab.